Jetzt haben sie mich

Seit über zehn Jahren arbeite ich in der Werbung. Seit einigen Jahren habe ich mich komplett dem Thema online verschrieben. Dabei war ich seit jeher immer auf der Verkäuferseite und nicht bei den Einkäufern. Ich begleite also die Webseitenbetreiber, die sich in ihrer Entwicklung den Anforderungen der User anpassen und hier mit der Zeit gehen (müssen). Dabei wird seit Jahren ein Trend ausgerufen: Mobile first. Publisher müssen alles tun, um ihre Seiten für das mobile Zeitalter zu rüsten. Optisch und technisch. Auch strategisch ist das das Ziel für viele Vermarkter. Unterstützt durch Anforderungen, die beispielsweise Google ausruft.

Das Problem dabei ist die Käuferseite, die immer noch in ihren Desktop-KPI’s gefangen ist und am liebsten größte Desktopflächen belegt. Sicherlich auch im Bewusstsein, dass die Aufmerksamkeit am mobilen Endgerät dabei wahrscheinlich sogar höher ist und der Kampagnenerfolg damit mobile höher wäre. Sei’s drum. Getrieben von Erfahrung, großen Bildschirmen und technischer Messbarkeit wird weiterhin mobile stiefmütterlich behandelt. Budget wandern in Desktop und zwingt Publisher in die Knie, die immer mehr mobilen Traffic sehen, aber dort geringe Umsätze.

Aus Usersicht kann ich das sogar nachvollziehen. Obwohl ich mein Leben verstärkt mobil ausrichte und selbst Shopping eher am Smartphone betreibe, denn im Ladengeschäft, erreicht mich Mobilewerbung eher wenig. Zumindest, wenn es um die Interaktion geht. Denn die ist tatsächlich schwierig. Ich sehe die Werbung, aber sie spricht mich eigentlich nicht an. Wenn sie schlecht gemacht ist. Wie im Desktopbereich übrigens auch.

Mobile muss Werbung allerdings noch besser passen und nicht nur auf den User abgestimmt sein, sondern auch auf das Umfeld. Dort reicht es nicht, einfach ein Banner irgendwo reinzuknallen. Das sieht fehl am Platze aus, wenn ich mir vorstelle, dass es in meiner Twitter-App auftaucht. Oder vielleicht sogar bei Snapchat. Im Sammelsurium Facebook gehen Ads noch mehr unter. Wo ich gerade clevere Werbung sehe, ist tatsächlich Instagram. Da macht es sogar auch Sinn. Hier gelingt eine Kombination aus Foto, Bewegtbild und Text. Ausgesteuert auf spezielle User. Wenn ich Werber wäre, ich würde Instagram lieben und mich darauf konzentrieren. Durch gewisse Regeln, wie die Größe des Bilder – also der Werbung – kommt es trotz deutlicher Kennzeichnung als Teil des Streams an und wird gesehen. Wenn sich die Kreativen dann noch an das Look&Feel halten und ihre Produkte mit hochwertigen Bilder (oder gar Videos) in Szene setzen, ist das, was wir dort sehen nicht nur native, sondern ein Teil meines Feeds, den ich sogar gern anschaue.

Und jetzt haben sie mich auch endgültig bekommen. Ich habe (wohl erstmals) mobile aufgrund einer Werbung etwas eingekauft. Da war er auf einmal, dieser schöne Hoodie, der farblich in meinen Stream passte und meine Aufmerksamkeit erregte. Er hatte einen tollen Schnitt und man lockte mich mit einem Rabatt auf den „Kaufen“-Button. Wenige Klicks später hatte ich bestellt.

So macht Mobilewerbung Spaß. Nicht nur den Publishern und Werbern, sondern auch den Usern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert